Die 4 Dinge, die User an ihren CAD-Programmen am meisten hassen

Andrew Wheeler |

ENGINEERING.com hat vor kurzem eine Umfrage unter 230 Produktentwicklern durchgeführt, um ihr Zufriedenheitslevel in Bezug auf die von ihnen standardmäßig benutzte CAD-Software genauer zu untersuchen.

Der Hauptzweck der Umfrage bestand darin, die Erfahrungen von CAD-Anwendern in aussagekräftige Daten umzuwandeln und so Einblicke darin zu gewinnen, wie Design-Teams gängige Probleme bei der Nutzung ihrer CAD-Software am besten angehen können.

Die Frage war: Was hassen Sie an Ihrer CAD-Software am meisten? Dies sind die Antworten der 230 befragten Produktentwickler:

Die Top 4 der Dinge, die User an ihren CAD-Programmen am meisten hassen

  1. Die Gesamtbetriebskosten (TCO) sind zu hoch.
  2. Der Import und Export von Dateien ist problematisch.
  3. Das Programm ist schwierig zu bedienen.
  4. Es ist sehr schwierig, Mitarbeiter mit ausreichenden Qualifikationen in der von uns verwendeten CAD-Software zu finden.

Gesamtbetriebskosten (TCO)

Warum sind die Gesamtbetriebskosten („Total Cost of Ownership“) scheinbar ein so großes Problem? Und sind es tatsächlich die Kosten selbst, die den Nutzern zu schaffen machen, oder haben sie womöglich eher den Eindruck, dem jeweiligen Kostenaufwand würde kein entsprechender Nutzen gegenüberstehen?  Eine Möglichkeit ist, dass viele Anwender sich der durchaus bemerkenswerten neuen Funktionalitäten moderner CAD-Systeme nicht ausreichend bewusst sind. Viele dieser neuen Funktionen haben das Potential den Produktentwicklungsprozess erheblich zu verbessern, z.B. durch optimierte Methoden zur Verwaltung und Erstellung von Dokumentationen oder nützliche Tools im Bereich Generative Design und Simulation.

Diese Grafik wurde auf Basis unserer aktuellen Umfrage unter 230 CAD-Anwendern erstellt und zeigt die Häufigkeit, mit der sich Nutzer verschiedener CAD-Programme über die Kosten des von ihnen benutzten Programms beschwerten, im Verhältnis zur Anzahl der Befragten, die das jeweilige CAD-Programm ebenfalls nutzen.  Insgesamt beschwerten sich Solid Edge-Anwender am seltensten über die Gesamtbetriebskosten, im Gegensatz zu AutoCAD-Anwendern, die diese am häufigsten erwähnten.

Um besser verstehen zu können, wie die aktive Nutzung der Vorteile neuer Tools oder Funktionen die Wahrnehmung in Bezug auf die Kosten einer CAD-Software beeinflussen kann, haben wir uns an Mack Rasmussen gewandt, Technical Support Manager bei Alignex, einem SOLIDWORKS-Händler. Rasmussen ist seit den 1980er Jahren in der CAD-Branche tätig. Obwohl er sich nun ganz auf SOLIDWORKS spezialisiert, hat er über Jahre hinweg mit vielen unterschiedlichen CAD-Systemen gearbeitet und ist daher ein idealer Gesprächspartner im Rahmen unserer Studie.

Auf unsere Nachfrage hin nahm Rasmussen Stellung dazu, wie eine dieser neuen Funktionen – die Simulation – Produktdesign-Teams aktiv bei der Bewältigung ihrer Aufgaben unterstützen kann. „Sämtliche Unternehmen, die Designprobleme schon in einem sehr frühen Stadium ihres Designzyklus aufgreifen – und darauf würde ich meinen nächsten Gehaltsscheck verwetten -, machen aktiv Gebrauch von Simulationsfunktionen in der frühen Designphase und machen sie zu einem festen Bestandteil ihres Designprozesses. Der Einsatz der Simulation ermöglicht es, sich dem gewünschten Design iterativ anzunähern und essentielle Design-Entscheidungen schon in einem frühen Stadium zu treffen, anstatt diese Entscheidungen im Nachhinein auf der Basis von vollendeten physischen Prototypen und Anwendungstests treffen zu müssen.”

Probleme beim Import und Export von Dateien

Im Jahre 2017, so könnte man denken, sollte der reibungslose Import und Export von Dateien kein Problem mehr sein. Und doch erwies sich genau das als die zweithäufigste Ursache von Unzufriedenheit unter CAD-Anwendern.

Rasmussen zufolge sei das Hauptproblem beim Import und Export von Dateien durch CAD-User, dass diverse Eigenschaften der jeweiligen 3D-Objekte dabei verloren gängen – sie verlören an Parametern sowie an Intelligenz und seien insgesamt nicht mehr parametrisch. Manchmal sei das Objekt danach unvollständig oder nur teilweise konvertiert, mit der Konsequenz, dass Oberflächen fehlen würden.

Auch seien viele CAD-Anwendungen nicht in der Lage, CAD-Formate anderer Systeme zu lesen und zu erzeugen, sondern zwängen den Benutzer stattdessen dazu, diese auf eine STEP-Datei oder ein anderes neutrales Format zu reduzieren. Das wiederum erschwere die Arbeit von Konstrukteuren, die sich in der Folge mit unterschiedlichen Datenpaketen aus verschiedenen Quellen konfrontiert sähen und diese dann in immer komplexer werdenden Produktdefinitionen zusammenfassen müssten.

Die Probleme beim Import und Export von Modellen anderer CAD-Programme war die Nummer zwei auf der Liste der Dinge, die CAD-Anwender an ihren aktuellen CAD-Systemen am meisten hassen. Diese Grafik zeigt, wie die verschiedenen CAD-Systeme hinsichtlich der relativen Häufigkeit solcher Beschwerden abschneiden. PTC Creo-Anwender äußerten am häufigsten Beschwerden über den Import und Export von Dateien im Gegensatz zu SOLIDWORKS-Anwendern, die die wenigsten Probleme meldeten.

Schwierigkeiten beim Erlernen von CAD-Anwendungen

Die Zeit, die Anwender aufwenden müssen, um neue Funktionen der CAD-Software ihrer Wahl zu erlernen, ist entscheidend im Hinblick darauf, wie schnell und reibungslos Designteams ihre Ideen in neue Modelle übertragen können.

Laut Rasmussen könnten bemerkenswerte Ergebnisse erzielt werden, wenn Unternehmen bereit seien kohärente, spezifische und umfassende Trainingsmaßnahmen zur Verfügung zu stellen. Doch natürlich nicht nur das Training, sondern auch die Benutzeroberfläche der CAD-Software selbst mache einen Unterschied, so Rasmussen.

Seiner Meinung nach sei der frühe Erfolg von SOLIDWORKS zu einem großen Teil auch darauf zurückzuführen, dass es das erste moderne 3D-System gewesen sei, welches speziell für eine Windows-Oberfläche entworfen wurde. Die Idee – die sich in der Folge als richtig herausstellt hätte – sei gewesen, dass potentielle Anwender, die bereits Erfahrung mit Windows und klassischen Anwendungen wie Word und Excel hatten, sich in der SOLIDWORKS-Umgebung zu Hause fühlen würden. Die User Interface (UI) Designer bei SOLIDWORKS hätten mit Hochdruck daran gearbeitet, Kunden eine vertraute Umgebung zur Verfügung zu stellen, in der sie viele ihrer Befehle aus dem Modellfenster heraus aufrufen und ausführen können. Dies hätte in der Folge deutliche Effizienz- und Produktivitätssteigerungen mit sich gebracht.

Der Faktor Zeit ist von entscheidender Bedeutung, und unter den Teilnehmern unserer Umfrage stellte mangelnde Benutzerfreundlichkeit das dritthäufigste Ärgernis im Umgang mit CAD-Programmen dar. Diese Grafik zeigt, wie Anwender die Benutzerfreundlichkeit ihrer Software eingestuft haben auf einer Skala von „Einfach“ bis „Kompliziert“. Die meisten Beanstandungen kamen von AutoCAD-Nutzern, die angaben, die Software sei zu schwer zu bedienen. Umgekehrt beschwerten sich SOLIDWORKS-User am seltensten über eine mangelnde Benutzerfreundlichkeit ihrer Software.

Schwierigkeiten im Rahmen der Suche nach qualifizierten CAD-Anwendern

Manchmal hat sich ein Unternehmen, das CAD-Designer oder Konstrukteure beschäftigt, exklusiv für ein (oder möglicherweise zwei) CAD-Softwareprodukt(e) entschieden – und sucht nach genau den spezifischen Qualifikationen, die für die Anwendung des jeweiligen Programms erforderlich sind. Nicht selten ist das Problem jedoch, dass genau diese spezifischen Qualifikationen auf dem lokalen Arbeitsmarkt nur schwer zu finden sind.

Selbst wenn ein Kandidat mit der jeweiligen CAD-Software vertraut ist, die der Arbeitgeber verwendet, ist es oft der Fall, dass dieser nicht weit genug fortgeschritten in der Anwendung der Software ist, um eine Einstellung zu rechtfertigen. Dieses Dilemma kann dadurch gelöst werden, dass die Firma angemessen in das Training ihrer Mitarbeiter investiert.

Rasmussen erklärte uns: „Manchmal sind die Unternehmen der Meinung, dass Trainingsmaßnahmen überflüssig sind, und manchmal sind sie nicht bereit, entsprechendes Kapital in die erforderlichen Trainingsmaßnahmen zu investieren. Manchmal suchen sie sogar grundsätzlich ausschließlich Kandidaten, die angeben, über ein hohes Maß an Know-how in der verwendeten CAD-Software zu verfügen, und ziehen die Anstellung von Mitarbeitern, die entsprechende Trainingsmaßnahmen benötigen würden, nicht einmal in Erwägung. Meiner Meinung nach ist es offensichtlich, dass die Unternehmen, die in angemessenes Training investieren und ihre Mitarbeiter aktiv in die neuesten Software-Updates und die jeweiligen neuen Funktionen einarbeiten, vorausschauender agieren und darüber hinaus die besseren Anwender hervorbringen.“

Die Schwierigkeit qualifizierte Mitarbeiter zu finden, die in der jeweiligen CAD-Software des Unternehmens geschult sind, rangierte auf Platz vier der Dinge, über die sich CAD-User am häufigsten beschwerten. Die Grafik zeigt die Häufigkeit, mit der Anwender verschiedener CAD-Systeme mit Schwierigkeiten im Rahmen ihrer Personalsuche zu kämpfen hatten. Die Ergebnisse zeigen, dass Solid Edge-Anwender derlei Probleme am häufigsten und SOLIDWORKS-Anwender am seltensten beanstandeten.

Fazit

Produktentwicklungsexperten wünschen sich ein CAD-System, das sie sich leisten können und das ihnen in ihrem Designprozess einen Mehrwert bietet. Interoperabilitätsmängel sind ein großes Hindernis, das heutzutage weitgehend überflüssig und überholt zu sein scheint. Designer möchten vor allem, dass ihr CAD-System einfach zu bedienen ist und dass diese Benutzerfreundlichkeit sich in einem reibungsloseren Rekrutierungsprozess niederschlägt.

Den vollständigen Bericht finden Sie hier.

Dieser Artikel und die Forschungsstudie wurde gesponsert von SOLIDWORKS. Sämtliche im Zuge des Artikels vertretenen Meinungen sind mir persönlich zuzurechen, sofern es sich nicht um Zitierungen handelt oder ausdrückliche anderweitige Angaben gemacht wurden. – Andrew Wheeler