Chemiegigant BASF investiert 25 Millionen Dollar in die 3D-Druck-Kooperation mit Materialise

Michael Molitch-Hou |

Zahlreiche große Chemieunternehmen haben ihren Einsatz in Bezug auf die Herstellung von 3D-Druckmaterialien deutlich erhöht, der Chemieproduzent BASF jedoch ist der bislang größte in diesem Bereich. Der deutsche Chemiekonzern hat seine Dominanz kontinuierlich ausgebaut und zuletzt 25 Millionen Dollar in Materialise investiert, das fast 30-jährige belgische Softwareentwicklungs- und Dienstleistungsunternehmen für 3D-Drucksoftware.

Um mehr über den Deal zu erfahren, sprachen wir mit Bryan Crutchfield, Vice President und General Manager von Materialise North America.

Pulverbett-Schmelzmaschinen in den 3D-Druckereien von Materialise. (Bild mit freundlicher Genehmigung von Materialise.)

Crutchfield erklärte uns, dass Materialise schon seit einiger Zeit mit der BASF zusammenarbeitet, die Partnerschaft aber erst auf dem Materialise World Summit 2017 in Brüssel und später auf der Materialise Experience 2018 in Nordamerika wirklich substantiell vertieft wurde.

“Wir haben diese strategische Partnerschaft etabliert, in der wir an dem gemeinsamen Ziel arbeiten werden, Materialien, Software und entsprechende Anwendungen auf den Markt zu bringen, um sinnvolle Veränderungen innerhalb der Branche vorzunehmen – um sie in verschiedenen vertikalen Branchen wie der Automobilindustrie, der Luft- und Raumfahrt und dem Konsumgütersektor voranzutreiben”, sagte Crutchfield.

Materialise sieht eine “strategische Allianz” zwischen den beiden Unternehmen als eine, die auf ihrem gemeinsamen Interesse aufbaut, den 3D-Druckmarkt “offen und neutral” anzugehen, so Crutchfield. Mit einem solchen Ansatz hoffen die Partner, die breite Akzeptanz der Technologie zu erhöhen. Beide Unternehmen wollen ihre jeweils eigenen Stärken in die Allianz einbringen.

Auf der BASF-Seite bedeutet dies ein umfassendes Wissen bezüglich Materialentwicklung und der Herstelleransprüche an Materialien. Darüber hinaus ist der Chemieriese mit einer Vielzahl sehr großer Hersteller verbunden und hat das Potential, Materialise Zugang zu diesen Kunden zu verschaffen, was dem Unternehmen nicht nur einen größeren Kundenstamm, sondern auch ein besseres Verständnis der bei Großherstellern notwendigen Arbeitsabläufe verschaffen wird.

Materialise wiederum ist seit 28 Jahren im Bereich Softwareentwicklung und industriellen 3D-Druckdienstleistungen auf dem Markt aktiv, einschließlich der Herstellung von Teilen, die für Luft- und Raumfahrt und medizinische Anwendungen zertifiziert sind. So hat das Unternehmen umfangreiche Kenntnisse in der Herstellung von Objekten mittels 3D-Druck gesammelt sowie in der Funktionsweise von Systemen für die additive Fertigung (AM, Additive Manufacturing), insbesondere seit Materialise seine Build Processor-Software entwickelt, die von einer Reihe großer AM-Anlagenhersteller genutzt wird.

Als größter Servicedienstleister im Bereich Additive Fertigung in Europa produziert Materialise über eine Million Teile pro Jahr. “Das verschafft auch der BASF ein interessantes Profil, da wir über dieses Servicebüro und unsere 190 Maschinen eine Vielzahl von Anwendungen kultivieren”, sagte Crutchfield. Das hilft uns die Bauweise, das Verhalten und die Materialeigenschaften von Teilen sowie entsprechende anwendbare additive Fertigungstechnologien zu bestimmen, um das gewünschte Ziel auf optimalem Wege zu erreichen.”

Im Juli, als Materialise eine neue Aktienfreigabe ankündigte, äußerte die BASF ihr Interesse, mit einer Investition von 25 Millionen US-Dollar eine Beteiligung an dem Unternehmen zu erwerben. Materialise ist seitdem mit einem Aktienwert von 13 US-Dollar pro Aktie auf dem Markt.

“Diese Investition wird uns auch helfen, neue Anwendungserweiterungen sowie Software- und Materialangebote für die Industrie voranzutreiben”, erklärte Crutchfield. “Indem wir auf den Markt gehen und mehr Mittel einsammeln, etablieren wir uns als großer Player und halten uns in der Branche unabhängig. Wir verfügen über eigene Kapitalquellen, so dass wir uns nicht aufkaufen lassen müssen oder unbedingt einen bedeutenden Partner hinzuziehen müssen, um unser Geschäft zu entwickeln und unsere weitere Expansion zu finanzieren. Es hilft uns, unabhängig und neutral in der Branche zu bleiben, wovon unsere Position tatsächlich abhängt. Denn wenn wir nicht auf diese Weise offen und neutral wären, würden diese Akteure nicht mit uns zusammenarbeiten.”

Die BASF ist nicht das einzige große Unternehmen, mit dem Materialise eine Partnerschaft eingegangen ist. Das Unternehmen hat auch Allianzen mit Siemens und PTC geschlossen, sowie mit einer langen Liste von Anlagenherstellern aus dem Bereich der Additiven Fertigung. Der BASF-Deal ist im Übrigen nicht exklusiv, was bedeutet, dass Materialise weiterhin mit anderen Materialherstellern zusammenarbeiten wird, um sicherzustellen, dass ihr Ausgangsmaterial für die vorgesehenen Anwendungen und Anlagen geeignet sein wird.

Bryan Crutchfield, Vice President und General Manager von Materialise North America. (Bild mit freundlicher Genehmigung von Materialise.)

Diese Neutralität, so Crutchfield, sei notwendig, um die Branche voranzutreiben. Im Moment bestehen Hürden für weiteren Fortschritt sowohl auf der Software- als auch auf der Materialebene, so der Vice President von Materialise. Auf der Softwareseite muss der digitale Faden, der die digitale Basis bis hin zu Fertigung und Versand miteinander verwebt, weiterentwickelt und verfeinert werden. Auf der Materialseite pflegen viele AM-Anlagenhersteller einen geschlossenen Ansatz in Bezug auf die Materialien, die ihre Maschinen verwenden, was es schwierig macht, mehr Anwendungen für den Einsatz mit einer breiteren Palette von Materialien zu erschließen.

“Vor kurzem, bei unserer Veranstaltung Materialise Experience in Nordamerika, hatten wir große Erstausrüster wie Ford, die sagten, dass ein geschlossenes Modell die additive Fertigung in der Automobilindustrie nicht voranbringen wird”, sagte Crutchfield. “Sie suchen nach Partnern, die offene und experimentelle Ansätze pflegen, wie in der Spritzgussindustrie, in der man sowohl die Maschinen als auch die entsprechenden Materialien auswählt und kombiniert, die man im Hinblick auf die Endnutzung des jeweiligen Teils für am besten geeignet und kompatibel halt.”

Diese jüngste Partnerschaft und Investition soll einige der erwähnten Hürden überwinden und die Akzeptanz des 3D-Drucks erhöhen. “Wir sehen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist. Wir haben das Gefühl, dass wir in der Branche an einem Wendepunkt stehen, an dem sich die Akzeptanz von AM wirklich über die gesamte Produktionsbasis hinweg entfaltet”, schloss Crutchfield. “Man liest mittlerweile ständig entsprechende Ankündigungen von Unternehmen wie Caterpillar, Jabil oder GE und anderen – sie alle sind nun an AM interessiert und daran, wie sie es in ihrem Betrieb einsetzen können.”

Um mehr über Materialise und ihr Angebot zu erfahren, besuchen Sie die Website des Unternehmens.